Katzenstreu

Unsere 15 Monate alte Tochter leidet an Reiseübelkeit.

Gar kein großes Ding, wenn du kein Auto fährst. Tust du es doch, sind Wechselklamotten, Textil- Erfrischer, Müllbeutel, jede Menge Feuchttücher und gute Nerven Pflicht.
Wir rannten zum Arzt, denn der Urlaub mit langer Autofahrt stand bevor. Wir gaben Medikamente, keine Milch mehr, erhoben die Hände zum Himmel, hofften und bangten. Und tatsächlich: Es schien als wäre diese Phase plötzlich nach dem Sommer vorbei. Sowie die Kinder irgendwann nicht mehr gestillt werden, einfach durchschlafen, nicht mehr krabbeln sondern sich mit dem Kopf zuerst in eine neue Phase stürzen. So schien auch hier endlich Land in Sicht…

Aber nein! Es war nur die Ruhe vor dem Sturm, die Vorbereitung auf ihren großen Tag! Auf heute!!
Nach all den Wochen mit sinnlosem Mitschleppen von Handtüchern und Wechselklamotten waren wir irgendwann unvorsichtig geworden. Und so wurden die Wechselklamotten und Handtücher bald komplett aus dem Auto entfernt…

Der große Tag meiner Tochter war der Tag, an dem ich alleine nach Düsseldorf fuhr um meinen Schwager um seine Freundin vom Flughafen abzuholen. Ich dachte noch kurz dran, dass die Fahrt ja was lang sein könnte für ihren empfindlichen Magen, dass ich ja noch das ein oder andere Medikament zuhause hätte. Aber der kurze Gedanke ging im heillosen Chaos des Morgens unter und so fuhr ich ohne all dies nach Düsseldorf.

Die Hinfahrt war recht entspannt und außer, dass meine Tochter ihren Schnuller immer wieder nach unten in den Fußraum schmiss und ihn dann laut klagend zurückforderte schien es eine „Happy – Clappy- Family Tour“ zu werden, und wir kamen sogar pünktlich am Zielort (oder irgendwo da in der Nähe) an. Schwager und Freundin wurden begrüßt und ins Auto geladen. Weiter ging es: Rückfahrt wieder über die Autobahn.
Wir schwatzten gerade so nett, da hörte ich ein vielsagendes und nicht so wohlklingendes Geräusch und sah schnell in den Rückspiegel.

Meine Tochter beförderte soeben alle Zwiebacks, Milch, Brot und was ihr Magen sonst noch so an diesem Morgen enthielt auf Halstuch und Bluse. Gott sei dank hatte ich die Jacke vorher ausgezogen. In ihrem Schoß und dem Kindersitz sammelte sich bereits eine dickflüssige, bröckchenhaltige Substanz. In dem Moment bog ich auf die Autobahn ab.

„Nein, du kannst nicht auf die Autobahn fahren,“ meinte mein etwas verweifelt wirkender Schwager, der neben Tara saß und dem spontan der etwas undankbare Job zugefallen war, das Kind nun zu reinigen. „Halt an, du musst hier anhalten!“ War sein nächster Zuruf.

„Hier? Auf der Autobahn?“ War meine erstaunte Antwort.
„ Ja, hier auf dem Standstreifen“ rief dieser nur zurück.
Und, ehrlich. Ich höre nicht oft auf Männer und besonders nicht beim Autofahren. Was ich definitiv nach dieser Fahrt als das weiseste ansehe was ich mir je zur Gewohnheit gemacht habe.
Aber in diesem Moment war ich einfach zu erschlagen von der Situation und dachte: Ok, hier hat jemand einen Plan. Dann mach ich das wohl mal. Ich hielt also nach der nächsten Kurve auf dem –ach so sicheren – Standstreifen, stieg aus und öffnete die hintere Autotür. In dem Moment realisierte meine Tochter wohl, dass dann, wenn Mama mitten auf der A44 auf dem Standstreifen hält um mal kurz hinten „Hallo“ zusagen, wohl Zeit für Panik war. Daher brüllt sie mir entgegen und signalisierte mir, dass ein Problem vorlag und dass dies wohl mit ihrer übelriechenden, nassen Bluse ( plus Accessoires) zu tun haben musste.
Ich begann also auf der Autobahn, dem Standstreifen und hinter einer Kurve meinem Kind mit den Feuchttüchern aus dem Fußraum meines Wagens den Ausschnitt abzutupfen. Ich entfernte die größten Bröckchen aus einer Mischung von Milch, Zwieback und Brot und schmiss alles in eine Mülltüte, die noch nicht der Entrümpelung des Autos zum Opfer gefallen war. Preis den Herrn für noch ein bisschen „MESSI IN MIR“. Zwei Tüten waren in dieser Situation mehr als Gold wert.

Als ich aber so langsam wieder Herrin meiner Sinne wurde (ja das kommt vor) und realisierte, dass ich immer noch auf dem Standstreifen einer Autobahn stand und es bestimmt Sicheres auf der Welt gab, beschloss ich kurzerhand, das ganze Prozedere abzubrechen und weiter zu fahren. Auch wenn das wieder Proteste bei meinem Schwager auslöste. Ich verteilte also den Textil – Erfrischer im Auto und drehte die Heizung voll auf, um die Tochter durch Saunafeeling von ihrem Elend abzulenken. Dann bestätigte ich ihr noch kurz mit einem Mama-Kuss durch den Rückspiegel, dass ich sie über alles liebte. (Ob sie wohl in dem Moment leise Zweifel daran hegte?) und brauste über die Autobahn.

Als ich so daher fuhr musste ich an ein Gespräch mit meiner Freundin denken, dass ich den Abend davor hatte.
Sie meinte noch, dass sich Catsan Katzenstreu Kugeln super mit Erbrochenem vollsaugen, und man diese in solchen Situationen einfach hinstreuen sollte. Man könne am Ende dann einfach alles (Erbrochenes und Catsan Katzenstreu Kugeln) zusammen wegfegen und entsorgen. Gut, nen Handfeger hatte ich jetzt nicht – aber die Geschichte hörte sich trotzdem sehr erstrebenswert an.

Nächstes Problem: Ich hatte auch kein Catsan Katzenstreu dabei – Und während ich so daher fuhr, hörte ich nur, dass die Kleine sich noch zwei Mal neben einem einfach völlig überforderten Schwager übergab. Und nein, die Vernunft hatte mich erreicht und ich hielt während der gesamten Fahrt auf keinem weiteren Standstreifen. Ich überließ meinen Schwager auf der Rückbank seinem Schicksal…. Das nennt man wohl die Rache für tolle Tipps auf Autobahnen.

Und während ich weiteren Textil – Erfrischer im Auto verteilte und das Fenster ab und an öffnete, warf ich am Ende doch mal imaginäres Catsan Katzenstreu auf den Schoß meiner Tochter.

Die Stillen Helden

Heute geht mein Dank hinaus zu all den stillen Helden,

hinaus zu all den Kämpfenden

und Leidenden,

zu all denen,

die einfach einen Schritt weiter gehen

und den Krankheiten trotzen

und all den Rückschlägen,

diejenigen, die aufgeben und neu anfangen,

die zwei Schritte zurück und scheinbar

nur einen Schritt nach vorne machen

und trotzdem weiter humpeln

belächelt und verspottet.

Es geht an alle,

die beten:

Anhaltend, trotzig,

verzweifelt und hoffend.

Ihr meine stillen Helden des Alltags!

Es geht raus an die Menschen in unserer Gesellschaft,

in Politik, Vereinen und Kirchen

die ihren Beitrag leisten

auch mal ohne Lob und ohne Ehre.

Einfach nur,

um den Tag eines anderen ein Stück besser zu machen.

Es geht an die Menschen,

die Unrecht aufklären

und Schuld vergeben,

die hinterfragen und

andere in den Arm nehmen.

Ohne die Stillen Helden des Alltags

wäre die Welt doch nur ein lärmender Ort,

Vielleicht bist du ein Stiller Held in meinem Leben.

Ich wollte nur sagen: Danke und gib bitte nicht auf!