Wenn’s fehlt

Wenn es fehlt die Nähe der Austausch, 

Das kreative Spiel,

Die Gruppenarbeit, 

das Zusammenhocken und Bilder malen,

Singen und sporteln.

Ach, wenn das fehlt:

Dann ist das Kind sehr entschlossen,

Dann sagt es: 

Ich geh nicht mehr hin

Ich will da nicht sein.

Schule ist so nicht mehr so schön🙁.

Ein kleines Herz, das Altes herbei sehnt und Alltägliches fordert, 

Das nicht hinnehmen will, obwohl ich sage: Es muss!

Und so erbaue ich Schlösser aus Märchengeschichten,

Bau die Welt einmal neu 

aus Steinen und Stöcken 

Singe die Lieder der kleinen Meister der Künste,

Umarme und heile 

Die Welt einmal neu! 

Ob es reicht?

Ich kann nichts erschaffen,

Was es grad nicht gibt.

Ich hab es versucht,

Aber es klappt nicht so gut.

Und wir schreien gemeinsam gegen Wut und Enttäuschung,

Gegen: Muss wohl!

Und: Halt durch! 

Und all diesen Kram.

Und wir bleiben gemeinsam 

Machen Fehler, verzeihen. 

Und wenn auch vieles nicht gut ist,

gut ist, dass wir sind.

Gut ist es MIT DiR 

in diesem Chaos 

dieser grade so heillosen Welt!

Abendmahl = Gott hat dich lieb

Ich feiere heute das Abendmahl,
weil ich mich kurz erinnern will,
wie gut du es mit mir meinst.
Ich tue es auch dann, wenn noch nicht alles okay ist,
denn ich weiss:
Durch dich wird alles gut.
Ich nehme den Kelch und erinnere mich
an das Blut, dass du vergossen hast,
für meine Unfähigkeit zu lieben,
für meine Selbstsucht,
für meinen Mangel und meine schräge Sicht auf diese Welt.
Du hast geblutet und gelitten,
weil du wolltest,
dass ich es nicht tun muss.
Dass ich mich an dich drücken kann,
wie ein Kind das bei seinem Papa macht,
auch wenn noch nicht alles gut ist,
auch nach einem komischen Tag.
Ich erhebe mein Glas auf dich,
meinem Freund und Heiland,
auf den, der nicht geht,
nur weil ich woanders hin unterwegs bin.
Ich erhebe mein Glas auf dich und erinnere mich dankbar,
dass du mich so sehr liebst,
dass du mich retten wolltest
und es am Ende auch getan hast-
auch wenn du nicht auf meine Dankbarkeit zählen konntest.

Ich sitze hier und breche das Brot,
oder den Keks oder die Waffel
und es erinnert mich dran,
dass du nicht schuldig warst
und trotzdem gestorben bist
wie ein Verbrecher, wie einer der Schuld hat.
Grausam haben sie dich hingerichtet,
über dich gelacht und dich verspottet.
Dankbar esse ich das Brot,
weil ich dir danken will,
dass du das durchgehalten hast.
Weil du das Leben deiner Menschen vor Augen hattest.
Weil du auch mich gesehen hast.

Daran will ich mich erinnern,
in diesem alten Brauch namens Abendmahl.
Ich nehme es ein ohne Furcht vor dir.
Und meine Kinder sind Teil vom Ganzen.
Für sie ist Beziehung mit dir einfach,
nicht so vom Leben gezeichnet
nicht mit so viel „wenn und aber“,
ohne all diese Fragen.

Abendmahl, ich erinnere mich,
dass du mich liebst – weil du bist wie du bist.
Weil du dich nicht klein reden und entmachten lässt
von unserer kleinen Welt.
„Ich hab dich lieb“ – sagt mir die Bibel,
wie man es einem Kind immer wieder sagt,
weil man es im tiefsten Herzen fühlt.

Ostern ist Dunkelheit und Scheitern am Karfreitag
banges Warten und angstvolles Ausharren.
Ohne Schatten beachtet man selten das Licht.
Am Ende mit einem großen Happy End für die Menschheit.
Das auch gilt,
wenn Leben um uns dunkel bleibt.

Ich feiere heute das Abendmahl,
weil ich mich kurz erinnern will,
wie gut du es mit mir meinst.
Ich tue es auch dann, wenn noch nicht alles okay ist,
denn ich weiss:
Durch dich wird alles gut.

Und plötzlich bist du Schulkind …

Ich bin kein Freund von Abschieden.
Wer ist das schon. Ich hasse es grundsätzlich, Dinge los zu lassen. Altem und Bewährtem „Lebe wohl“ zu sagen und den nächsten Schritt nach vorne zu tun. Aber manchmal kann man Abschiede nicht aufschieben oder ignorieren. Sie finden einfach statt diese blöden Abschiede, ob man sich nun vorbereitet hat oder nicht, ob man daran teilhaben will oder nicht. Sie geschehen und man selber muss damit klar kommen.

So auch bei uns in diesem Sommer: Unser Sohn kommt in die Schule und das heisst: Kindergarten adé!
Vier Jahre gehen so schnell vorbei und ich kann sagen, dass ich jedes einzelne davon genossen habe. Und, dass wir ziemlich viel Glück (wenn man es denn so nennen will) mit der Wahl des Kindergartens hatten.
Es war noch DAS Jahr (und es war tatsächlich das letzte Jahr) in dem wir die Kita noch auswählen durften. Wir durften uns verschiedene Konzepte anschauen und prüfen und überlegen und am Ende etwas aussuchen, was zu uns passte. Und das schönste daran:
In 90 % aller Fälle bekamen wir dann diesen Wunschplatz. Es gab noch nicht den erschreckten Ausruf: „Oh nein, ich bekomme gar keinen Platz!“ oder: „Naja, der Kleine geht jetzt in den Kindergarten XXX. Ist war nicht unser Wunschkindergarten, aber besser als gar nichts.“
Wenn ich andere Mütter in den Jahren danach gesprochen habe, tat es mir in der Seele weh, dass man kaum mehr mit entscheiden durfte, von wem das Kind in diesen Jahren mitgeprägt werden durfte. Man war einfach froh, wenn man irgendwo „unter kam“

Mir persönlich war es wichtig, dass unser Sohn christliche Werte vermittelt bekommt. Nicht nur Zuhause sondern auch im Kindergarten. Wir wollten, dass er mit Leichtigkeit und Freude Geschichten aus der Bibel hört, Lieder singt, Wertschätzung erlebt und dass er Spass an der Zeit im Kindergarten hat.
Unser Sohn ist so ein Kandidat, der grundsätzlich immer lieber Zuhause geblieben wäre, als in den Kindergarten zu gehen, aber trotzdem war es eine gute Zeit für ihn und ich blicke dankbar zurück. Viel von dem, was er jetzt von Jesus weiss, hat er da von tollen Pädagogen gelernt. Die Selbstverständlichkeit, dass Gott ihn liebt und bei ihm ist, Wertschätzung und Annahme. Alles so kindgerecht und ohne Druck.
Für uns Eltern hatten die Erzieherinnen und die Leitung immer ein offenes Ohr und wir haben bei Problemen immer wieder besprochen und überlegt, wie man am besten vorgeht. Das Kind war wichtig – aber nicht der Mittelpunkt der Welt. Es gab Konsequenzen für schlechtes Verhalten und viel Aufmerksamkeit für das was er konnte und woran er Spass hatte – auch wenn es noch so banal und manchmal ziemlich absurd war. Das war besonders und für uns ein totales Geschenk. Als das will ich es nehmen, wenn wir dieser Zeit „Lebewohl“ sagen.

Nach dem „Lebewohl“ im Kindergarten hiess es dann: Hallo Schule!
Und so saßen wir dann am ersten Elternabend kurz vor den Sommerferien zusammen mit vielen anderen Eltern in der Turnhalle und die Rektorin machte uns in ihrem doch etwas empathielosen Endlosmonolog klar, dass jetzt eine neue Zeit anbrechen würde. Und wir unsere Kinder jetzt mal los lassen sollten.
„Ja, total easy,“ dachte ich.
Gestern haben noch alle erwartet, dass ich mein Kind zur Kita bringe und da auch wieder in Empfang nehme. Und jetzt wurde ich für die Frage getadelt, ob man sein Kind denn noch an der Schule abholen müsste oder ob sie es einfach alleine nach Hause schicken würden.
„Frau Frowein, ihr Kind geht jetzt in die Schule – da ist das normal, dass es das alles alleine macht. Das kriegt der schon hin. Da müssen sie jetzt mal loslassen!“
Ok, ja danke für dieses Gespräch! Ich wusste gar nicht, dass das so automatisch nach sechs Wochen Sommerferien funktioniert. Aber ich lerne ja gerne dazu.

Also lasse ich brav los, mehr weil ich muss, nicht weil ich mich irgendwie dazu bereit fühle. Nicke brav bei all den Anweisungen zum Thema „Schule“. Höre Pädagogen zu, die ich nicht kenne und hoffe weniger, dass mein Sohn das schafft – sondern eher, dass ich es schaffe.
Und dann, wenn kein anderer meine Gedanken kommentieren und bewerten kann, schlucke ich kurz und denke all die Gedanken, die man sich vielleicht als Mutter trotzdem macht – auch wenn sie nicht rein zu passen scheine in eine Welt voll von emanzipierten Supermamas, dir ihre Kinder losrennen lassen und nur winkend dahinter stehen und froh sind, dass sich jetzt irgendwer anders kümmert.

Denn ich mache mir Sorgen, ein wenig darum, wer das denn sein wird, der sich jetzt um mein Kind kümmert. Denn es wird geprägt von denen, die ihn nun lehren. Es wird einen Einfluss geben, der ihn bestärkt oder entmutigt.

Nicht jedes Kind kann alles gleich gut. Er wird seine Schwierigkeiten haben und Dinge nicht gut können. Anderes vielleicht schon. Wie wird das sein in der Schule? Was wird das für eine Botschaft für ihn sein? Wird er seine Liebe zum Lernen behalten? Wie werden Konflikte gelöst, wie Probleme besprochen? Werden Menschen da sein, die das in ihm und in jedem anderen Schüler sehen, was es wert ist, dass man sich darum kümmert? Etwas, was er überragend gut kann oder etwas, was er einfach nicht hinbekommt. Wie kann so was gehen bei diesen Klassengrößen….
Ein wenig hilflos schaue ich mir diese Gedanken an, die ich mir nicht machen sollte, weil „er das schon hinbekommt“… und erschrecke, dass ich mir diese Gedanken trotzdem mache.

Ich merke, dass ich wieder Abschied nehmen muss. Abschied davon, es im Griff zu haben. Dass ich ihn bewahren kann. Dass er noch so klein ist, dass erwartet wird, dass ich mich kümmere. Ich nehme Abschied von einem Stück Kindheit.
Wenn ich zur Ruhe komme und es schaffe, meine Sorge bei Gott zu lasse, kommt mir der Gedanke, dass ich mein Kind von Gott nur geliehen bekommen habe, aber das es SEIN Kind ist. Dass Gott seine Hand über ihn hält. Dass er ihn bewahren will und andere vor ihm. Dass ich zwar im Plan mit drin stecke und immer noch präge und immer noch helfe und unterstütze. Aber dass da, wo mein Kind dann morgens das Haus verlässt – ich loslassen muss. Nicht in eine Schule und auch nicht zu Lehrern und Mitschülern. Sondern, dass ich ihn ganz bewusst in Gottes Hand gebe und IHN machen lasse. Dass ich ihn segne und dann losschicke. In dem Bewusstsein, dass der Gott, der ihn geschaffen hat, seinen unverwechselbaren Plan für sein Leben hat. Er wird ihn durch Gutes führen und in Schlechtem bewahren und ihn lehren.

Ich sehe mich nicht als Helikoptermutter (auch wenn das jetzt wohl JEDER Leser schon in mich hinein analysiert hat 😉 Ich weiss, dass unser Sohn seine Erfahrungen machen muss und dass es ihn stark macht, wenn nicht immer alles nach seiner Nase läuft. Man muss nicht Klassenarbeiten verschieben, weil mein Sohn Geburtstag hat oder in ihm all das sehen, was ich in ihm sehe. Ich wünsche mir nur ein wenig Empathie, ein wenig Mitfühlen, ein wenig gute Pädagogik in seinem Leben. Weil manche Verletzungen im Leben nicht sein müssen.

Wenn ich so über diesen neuen Lebensabschnitt nachdenke, verordne ich mir ein wenig mehr Gnade für mich selber. Ich muss es nicht toll finden, los zu lassen, ich muss noch nicht mal stark sein. Ich darf heulen und zweifeln und trauern und klagen. Und ich weiss, dass Gott mir zuhört und mich versteht. Denn Gott ist Vater und Mutter, der weiss wie es ist seine Kinder loszulassen und ihren Weg gehen zu lassen, weil Liebe so etwas tut.

Ich bin gut aufgehoben bei ihm mit all meinen Fragen und dem trotzigem „Nicht akzeptieren wollen“. Weil er mich ja eh kennt und sowieso liebt – warum sollte ich ihm was vormachen. Hat noch nie funktioniert 😉

Und so mischt sich in die blöden Gefühle des Abschieds auch ein Stück Vorfreude, auf das was kommt.
Wie wertvoll ist die Gewissheit, einen Vater im Himmel zu haben, der sich nicht zu schade ist, mit einem kleinen Jungen in die Schule zu gehen und bei ihm zu sein – da wo ich nicht bin.


Die Woche rächt sich…

Am Anfang liegt diese Woche wie ein weisses Blatt vor mir:
Unschuldig und einladend für all meine Belange und Erledigungen. Doch sie füllt sich immer sehr schnell. Ich erfülle Erwartungen, mache Erledigungen. Packe nochmal ne Schippe mehr drauf – manchmal mehr als mir gut tut. Doch das merke ich in dem Moment nicht. Ich schreibe alles auf, vervollständige To-Do Listen, mache Verabredungen. Denke, dass hier und da noch was reinpasst. Wenn ich es diese Woche nicht schaffe, dann habe ich den Termin ja immer noch im Kopf, dann muss ich es nächste Woche erledigen. Aber die nächste Woche hat ja irgendwie auch nicht so viele Stunden, wie ich bräuchte…

Ergebnis davon ist, dass ich das Wochenende herbeisehne und mich freue, dass dann einfach nichts ist. Lange im Bett liegen und spät frühstücken.
Und doch geht diese überfüllte Woche nie spurlos an mir vorüber – und genau dann, wenn ich denke, alles geschafft zu haben … geht der Wahnsinn erst richtig los:

Ich wache also an diesem freien Samstag mit beissenden Kopfschmerzen auf, gepaart mit einer dezenten Übelkeit und Lichtempfindlichkeit: Den weiteren Verlauf des Tages male ich mir dann schon mal aus. Am besten tue ich nichts und verkrieche mich in die Dunkelheit.
Aber anstatt mich zu verkriechen, komme ich raus aus dem Schlafzimmer und versuche am Leben teilzuhaben. Angriff als Versuch dieses Wrack zu umschiffen.
Am Frühstückstisch macht sich der Kopfschmerz bemerkbar und kriecht mit mir gemeinsam über den Küchentisch. Ich greife nach Butter und Nutella, sorge dafür, dass die Kinder auch was Obst auf dem Teller haben. Gott sei Dank habe ich die überteuerten Himbeeren gekauft: Das einzige Obst, was unsere dreijährige Tochter anrührt und fleissig in sich hineinschaufelt. Ich versuche mit meinem Mann ein anständiges Gespräch zu führen.
Nein, Stop: Ich versuche einen Satz zu Ende zu bringen. Nur einen Satz! Und werde dabei immer wieder von unserem quirrligen, fünfjährigen unterbrochen, der jede Menge Spass daran findet mit meinem Mann herum zu albern….
Irgendwann reicht es mir. Kopfschmerz und ich setzen zum Angriff über.
„Es wäre total toll,“ motzt meine Mutterschnutte, „wenn ich hier mal einen Satz beenden könnte. “
Mein Mann pflichtet mir bei. Doch mein Sohn geht auf mein banales Bedürfnis nach Mitteilung nicht ein. Er lacht und unterbricht mich  – wieder.
Jetzt reicht es. Das kann ich auch!!! (Wieso kann man hier eigentlich nicht den wutschnaubenden Smiley einsetzen?!)
Ich explodiere, reisse die erstbesten halbleeren Teller an mich, springe auf und schimpfe, während ich wutschnaubend in die Küche renne und das Geschirr auf die Anrichte schmettere. „Es kann doch nicht sein, dass ich hier nicht zu Ende reden kann. Ich will nur diesen einen Satz beenden.“ Während ich hysterisch werde, merke ich schon, wie albern das jetzt ist, wie wenig erwachsen und reflektiert. Aber ich will auch einfach mal mit dem Fuß aufstampfen und schnauben und heulen und die ganze Welt an meinem Drama teilhaben lassen. Bei meiner Tochter klappen Wutausbrüche doch schliesslich auch.
Resultat ist, dass ich tatsächlich diesen einen Satz zu Ende bringen darf. Aber ich habe schon gar keine Lust mehr darauf und habe den Satz auch irgendwie schon vergessen.
Das Frühstück ist beendet und die Harmonie hat fluchtartig den Raum verlassen.

Wir haben seit kurzem einen Staubsaugerroboter, der sehr brav all unsere Böden reinigt ohne dass er viel Dank erwartet. Wir müssen nur auf START drücken. Das tut mein Mann dann auch kurz bevor er den Raum nach dem Frühstück verlässt.
Der Staubsauger macht sich auf den Weg und bewegt sich Richtung Küchentisch. Der ist aber noch keinen Deut abgeräumt und meine Tochter entscheidet sich noch kurz für eine Scheibe Stuten, mit der sie munter durchs Wohnzimmer tanzt. Meine Nerven sind dünn und wer jetzt darauf rumtanzt wird definitiv abstürzen. Ich springe auf und schimpfe: „Wie kann der Staubsauger saugen, wenn der Tisch noch nicht abgeräumt ist!“
Wenn ich vorher noch nicht gestresst bin: Jetzt bin ich es auf jeden Fall.
Mein nächster Gedanke: Der Stuten. Hat der Staubsauger erkannt, dass er jetzt eigentlich erstmal hinter dem kleinen Mädchen herfahren muss um all das aufzufangen, dass sie in ihrem kindlichen Leichtsinn fallen lässt? Probleme, die die Welt nicht braucht – und ich in diesem Moment auch nicht.
Mein Mann kommt zurück, klärt mich kurz über die intelligente Route des Staubsaugers auf, dann pfeift er die Tochter zurück. Alles kommt kurz wieder in Ordnung und wir räumen ab.

Kurz danach verkrieche ich mich auf Sofa, schmeiss mir ne Schmerztablette ein und warte verzweifelt auf die Wirkung. Ich schliesse die Augen und lade die Dunkelheit ein. Liegen tut gut, Nichtstun tut gut. Ich döse langsam ein. Es ist still im Haus und irgendetwas läuft auf YouTube. Aber ich nehme es kaum war. Irgendwann frage ich: „Wo sind eigentlich unsere Kinder?“
„Na, die spielen im Kinderzimmer,“ antwortet mein Mann.
Krass, das ist nicht immer so. Ich geniesse es jetzt in diesem Moment, wo anscheinend diese ganze wirre Woche zur Ruhe kommt. Wo ich daliege und nichts leisten muss, nichts organisieren, nichts planen, nichts aushalten oder regeln. Ich kann einfach da sein. Und ich bin umgeben von Menschen, die mich trotz meines Dramas und meinen Ausbrüchen – lieben! Die nicht einfach gehen, weil ich zu anstrengend bin; die kuscheln kommen, auch wenn ich mal gehörig laut geworden bin, laut, unfair und kindisch. An solchen Tagen, die ziemlich chaotisch sind, freue ich mich dann mehr denn je Teil dieser Familie zu sein. Und ich würde es gegen nichts eintauschen.
Und trotzdem will ich diese selbstverständliche Liebe nicht einfach so hinnehmen. Ich möchte lernen, entspannter zu werden, mehr liebende Worte, auch mal mehr Klappe halten, sachlich werden und der Harmonie mehr Raum bei uns zu geben.

Ich habe diesen Tag überstanden. Fühle mich noch immer wie auf Drogen oder wie im Trance. Ich habe nicht den ganzen Nachmittag auf der Couch gelegen. Ich bin irgendwann aufgestanden und wir waren Eisessen und am Ende noch spazieren und auf dem Spielplatz. Ich hebe meinen Blick und übe mich in Dankbarkeit, erkenne kleine Dinge, die kostbar sind. Dinge, die schnell so selbstverständlich scheinen: Die Sonne, die freie Zeit mit der Familie, Eisessen und sich dies ohne weiteres leisten zu können, gesunde Kinder, schöne Zeit mit meinem Mann, unser toller Wald, der Spielplatz ganz in der Nähe, kreative Ideen der Kinder beim Spiel, Frieden…
Und ich lasse mich in diese Dankbarkeit fallen und wehre mich gegen den Wunsch, dass der Abend kommt und die Krankheit verschwindet. Ich schalte zurück, zehn Gänge mehr als ich eigentlich habe. Und ich treffe für mich persönlich die Entscheidung, dass ich es in der Hand habe, wie dieser Tag weitergeht. Und am Ende kann ich sagen: Es war was chaotisch! Aber es war auch gut! Ich habe viel falsch gemacht, aber auch einiges richtig.

Es ist mittlerweile acht Uhr abends und ich liege im Bett neben meinem Sohn. Das ist unsere Zeit, in der wir uns vom Tag erzählen oder ich mir die neusten Geschichten von LEGO Ninjago anhöre. So bleibt man auf jeden Fall auf dem neusten Stand.
Er entschuldigt sich dafür, dass er heute nicht so gut gehört hat. Macht er irgendwie immer – passt aber auch immer 🙂
Ich erzähle ihm, dass ich heute sehr schnell gereizt war, weil ich so Kopfschmerzen hatte. Ich erkläre ihm, was „gereizt“ heisst und er sagt: „Du hattest Kopfschmerzen, weil du so wütend warst, weil wir nicht gehört haben.“
Ich halte kurz inne. Bamms!!
„Nein, “ meine ich, „ich hatte Kopfschmerzen, weil ich einfach heute krank war. Da könnt ihr nichts für!“
Ich nutze den Moment trotzdem (schändlicherweise) für eine kleine pädagogische Unterweisung. „Aber es wäre natürlich trotzdem schön, wenn ihr auf mich hört, und mich mal meinen Satz zu Ende bringen lassen würdet!“

Wenn ich selber krank und schwach bin, wenn ich mich überfordere und zu viel auflade, dann bekommen das am Ende die Menschen ab in meiner Umgebung. Dann bin ich launisch und gemein…
Und meist trifft es die Menschen, die ich am meisten liebe, weil ich denen irgendwie am meisten zumute mit mir klarzukommen….

Natürlich sind an so einem chaotischen Tag viele Menschen „Schuld“. Ich versinke auch eigentlich nicht in Selbstverdammnis, weil ich ja so schlecht bin und alle um mich herum keine Fehler machen. Ich könnte sie alle aufzählen, die Versäumnisse, die neben mir passieren. Dinge, die es wert sind, dass man sich über sie aufregt und die einen wütend und traurig machen.
Doch ich habe mich entschieden, dass mein Fokus nicht darauf liegen soll – weil das einzige, was ich wirklich verändern kann, ich selber bin. Ich kann zwar meine Kinder erziehen und Konsequenzen verabreichen, ich kann Strukturen verändern und Situationen entschärfen. Ich kann meinen Mann (natürlich total liebevoll 😉 ) mit meinen Bedürfnissen und seinen Versäumnissen konfrontieren. Und glaub‘ mir: Das tue ich!
Aber ich wünsche mir, dass ich nicht mehr so sehr davon abhängig bin, was um mich herum passiert. Dass meine Laune und meine Selbstannahme nicht steht und fällt mit den Fehlern der Menschen um mich herum. Das halte ich für Weisheit! Denn dann bin ich diejenige, die entscheidet und die aktiv ihr Leben in der Hand hält und nicht mehr Opfer ihrer Gefühle und Umstände ist.

… Wenn sich am Abend der Tag verabschiedet, dann spreche ich oft einen einzigen Satz als Gebet, als Bitte an den, der mich geschaffen hat und der mich liebt!

Herr, lass meine Seele zur Ruhe kommen!

Und dann denke ich an einen Bibelvers, der am Spiegel in unserem Badezimmer hängt

Ihr findet Ruhe für eure Seelen. (Mt. 11,29)

Das wünsche ich dir und mir in dem Chaos des Alltags.
Verlier nicht den Mut!

Advent, ich hätte dich fast verpasst…

Es war am letzten Dienstag

Wir fahren morgens durchs Wohngebiet Richtung Kindergarten und unser Sohn Jim ruft: „Mama, guck mal! 
Die haben ganz viele bunte Lichter im Fenster. Blink, Blink!!“
Mein Sohn springt vor Begeisterung fast aus dem Auto und mein Mann meint nur: “ Das ist wohl…. Geschmacksache!“ – Wollte ich auch gerade sagen.
Wir fahren weiter und mehr und mehr geschmückte und blinkende Weihnachtsbäume und Lichterketten säumen unseren Weg….

„Ich versteh das nicht,“ mische ich mich in die Begeisterung meines Sohnes ein. “ Diese ganzen geschmückten und leuchtenden Weihnachtsbäume und Girlanden – das geht dieses Jahr viel zu früh los. Es gibt doch die Regel, dass man erst NACH Totensonntag die Lichter anzünden soll. Selbst der Weihnachtsbaum in der Stadt brennt bereits.“
Mein Mann guckt mich irritiert an: “ Angie, Totensonntag war letztes Wochenende.“
Ich lasse mich definitiv und grundsätzlich nicht von Tatsachen verunsichern – und meine nur: „Quatsch, Schatz! Totensonntag ist jetzt am Wochenende!“
„Nein,“ erwidert er tatsächlich völlig überzeugt: „Am kommenden Sonntag ist der erste Advent!
Fast wäre ich vor Schreck in den nächsten blinkenden Schneemann gefahren.
„Ernsthaft?!“ Das kann nicht sein: Ich hätte fast den ersten Advent verpasst – in der absoluten Überzeugung, dass noch kein Advent sein kann…

Aber der Advent findet statt- auch dann, wenn ich noch völlig andere Dinge im Kopf habe und es noch nicht reinpasst in meinen Plan.
Der Advent – Jesus kündigt sich an- immer wieder.  Eine christliche Tradition, abendländlich, vertraut, familiär.
Das Weihnachtsfest kommt und es lässt sich nicht aufhalten, auch wenn es gerade nicht in mein Lebenskonzept passt. Auch dann nicht, wenn ich es vor Stress und Hektik gerne ein paar Wochen oder Monate nach hinten verschieben möchte. Es findet statt, auch wenn mir vielleicht nicht danach zumute ist.
Verständlicherweise, weil es vielleicht das erste Weihnachten ohne einen geliebten Menschen ist, ein erstes Weihnachten in der Fremde, ein erstes Weihnachten allein oder mit einer Familie, die ich eigentlich schon im Alltag nicht mag.

Wir können den Advent eigentlich kaum verpassen, denn überall leuchten Lichter in den Straßen, laden unzählige Weihnachtsmärkte zum Verweilen ein.

„Advent, Advent ein Lichtlein brennt.“

Und dann kommen die Spendenbriefe, die Aufforderungen, Gutes zu tun und allen ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Gerade denen, die es gerade nicht gut haben. Und dann wird die Zeit vor Weihnachten und das Fest manchmal auch zu einer Prügel ins Gewissen, zu einer Keule, die über unseren Köpfen kreist und uns zuraunt: Tue Gutes! Es ist Weihnachtszeit!

Ich kann verstehen, dass manche Menschen mit dem Weihnachtsfest und dem ganze „Drum Herum“ nichts mehr anfangen können und, dass „Advent“ keine freudige Erwartung auf das Christenfest wird, sonder eher ein Hetzen von einer zur nächsten Weihnachtsfeier. Und, dass wir über Geschenke oder Spendenmöglichkeiten nachdenken, obwohl vielleicht das Geld gar nicht mehr reicht oder wir schon vor den Jahresrechnungen im Januar bangen.

Und ich frage mich, brauchen wir diese Zeit eigentlich? Sollten wir nicht immer darauf bedacht sein, Gutes zu tun, zu spenden, Leute zu uns einladen und ihnen einen schönen Abend ermöglichen. Sollten wir uns das Jahr über nicht immer wieder mal beschenken, weil wir den anderen mögen? Und sind Kerzen und Lichter und nett geschmückte Wohnzimmer nicht immer eine Freude und machen das Nachhause-kommen einladender?

Advent, ich hätte dich fast verpasst.
Und ich hätte es schade gefunden, denn ich liebe diese Zeit trotz all der  Verpflichtungen und dem Stress, der sich immer mal wieder seinen Weg zu mir bahnt.
Ich liebe auch Weihnachtsmärkte, Glühwein, Geschenke unterm Baum, die leuchtenden Augen unserer Kinder, Weihnachtslieder rauf und runter, Bräuche und womöglich Schneechaos, dass man nur noch zu Fuß unterwegs sein kann.
Tatsächlich bereitet mich auch das auf Weihnachten vor.

Diese ganze Geschäftigkeit erinnert mich an Filme, in denen es um die Ankunft eines Königs geht. Es wird vorbereitet, alles hergerichtet und herrlich geschmückt. Klar geht es laut und schroff zu und manchmal weiss man auch nicht mehr, wofür das ganze. Aber die ganze „Welt“ ist auf den Beinen. Alles rennt und hastet und weiss manchmal auch nicht wohin.
Aber stellt euch vor: Der König kommt!
Wir sind mal vor einigen Jahren bewusst zur Nachmittagszeit am Heiligabend durch die Innenstadt von Wermelskirchen gegangen.
Es war ein Werktag! KEIN Mensch war unterwegs, alle Geschäfte hatten geschlossen, die Lichterketten taten was sie tun mussten und es fing leicht an zu regnen. Ich habe die Stadt noch nie so leer erlebt und es war irgendwie ziemlich beeindruckend. Ich habe kurz die Luft angehalten.
Der König war da! Für mich! In diesem Moment! Menschen waren in der Kirche oder zu Hause. Aber die Geschäftigkeit der letzten Wochen war vorbei. Advent war beendet – der Heilige Abend war in diesem Moment wirklich irgendwie heilig für mich… Das war besonders!

Ich will das ganze Jahr über bewusst und aktiv das Gute leben und hoffe, dass es mir vielleicht ab und zu auch gelingt. Ich möchte die Hand reichen, wenn keiner meine große Tat bewundert. Ich will Gastfreundschaft leben und andere Menschen willkommen heißen…
Ich möchte dann und wann eine Kerze aufstellen  – auch mitten im August, weil Nachhause-kommen immer einladend sein sollte.

Aber in dieser Adventszeit will ich es trotzdem noch einmal intensiv leben, will mich auf die Ankunft meines Königs vorbereiten, will die christliche Tradition und eine Liebe zu diesem Jesuskind an unsere Kinder weitergeben.
Und ich will gar nicht raus aus diesem Hamsterrad, will gar nicht fliehen vor dem Stress und der Hektik um mich herum. Aber ich will mir bewusst werden:
Totensonntag ist vorbei! Lasst uns das Leben feiern. Lasst uns am ersten Advent eine Kerze anzünden und uns vorbereiten auf die Ankunft des Königs.

Und vielleicht zünden wir dieses Jahr ganz bewusst jede Kerze am Adventskranz an und sagen:
„Willkommen mein König!
Ich mach vielleicht nicht alles richtig in diesem Jahr zur Weihnachtszeit –
aber du kommst. Zu mir! Danke“

 

Was unser Dachboden mit Abschied zu tun hat…

„Und was machst du jetzt, wenn die Kids morgens im Kindergarten sind und du mal so richtig Zeit für dich hast,“ fragt meine Freundin beim gemeinsamen Essen. Ganz stolz verkünde ich: „Ich miste unseren Dachboden aus.“  „Aha,“ ist ihre kurze Antwort. „Ja, aber das machst du doch schon die letzten 2 Jahre.“
Mist! Ertappt. Anscheinend ist das wohl ein längeres Projekt, das mir gar nicht so bewusst ist. Dieses ewige Ausmisten nervt mich und trotzdem hockt da so ein fieser kleiner Antreiber irgendwo in meinem Herzen und jagt mich die marode Speichertreppe hoch.

Nein, dies wird keine Offenbarung eines Messi. Tut mir leid!
Ich habe bestimmt andere Marotten – aber nicht diese. Ganz im Gegenteil: Eigentlich liebe ich Ordnung. Bloss nicht zuviel herum liegen haben, bloss kein Chaos. Ich habe mal gehört, dass die, die zuviel Chaos in ihren Gedanken haben, viel Ordnung um sich herum brauchen. Ja, das bin ich!
Wenn ich mit einer Freundin zusammen sitze und wir unseren Kaffee getrunken haben, ertappe ich mich beim stillen „schnell wegräumen“ von leeren Tassen und Kekstütenmüll, damit es gemütlich bleibt – also so wie ich es als gemütlich ansehe. Ich atme durch, wenn alles seinen Platz um mich herum hat, wenn ich nicht andauernd über Spielzeug stolpere und Deko dezent und auch ein wenig praktisch ist. Wisch mal über eine Fensterbank mit 100 Sammelfiguren und du verstehst was ich meine.
Und auf der anderen Seite ist und bleibt Ordnung ein ewig leidiges Thema bei mir. Schwer fällt es mir, bestimmte Dinge weg zu geben und auszumisten. Das was ich nicht sehe, kann manchmal ruhig da bleiben. Auf Speichern und im Keller, in Schränken und Schubladen… Vielleicht braucht man es ja noch. Denn es kostet so viel Energie: Das Ansehen, Erinnern, Überlegen, Neu Ordnen, Weggeben und Loslassen…
Ich stehe nun im Zuge dieses „Projekts“ schon seit Jahren immer mal wieder auf unserem Dachboden, und er würde sich freuen, mal was an Gewicht zu verlieren. Doch jeder Versuch zu entrümpeln scheitert. Da sehe ich Dinge, die ich mal gekauft habe, Anziehsachen für meine beiden Kinder. Und ich weiss noch genau, wann ich es gekauft habe und wie der Große doch so niedlich drin aussah und ich muss zugeben: Es ist der Abschied, der mir schwer fällt. Denn, wenn ich diese Teile hergebe (weil sie ja einfach keine Daseinsberechtigung mehr haben) dann sage ich ja auch „Goodbye“ zu einer Phase meines Lebens. Und ich hasse Abschiede. Ich will sie einfach nicht.
Vor langer Zeit hat mal eine Freundin gesagt, dass Gott möchte, dass wir Dinge hinter uns lassen – Gute wie schlechte! Das mit dem „Loslassen negativer Dinge“leuchte mir ein. Es ist wichtig, mit leichtem Gepäck zu reisen. Schlechte Dinge nicht immer wieder hervor zu holen und wieder neu zu durchdenken oder sich damit schlecht zu fühlen.
Aber wie ist das mit dem Guten? Warum soll es so wichtig sein, das Gute mal los zu lassen. Ich erinnere mich so gerne und es tut gut. Ich habe in meinem Leben schon so viele tolle Menschen kennen gelernt, die mich irgendwann verlassen haben. Nicht aus Böswillen oder mit wilder Trennungsgeschichte. (Obwohl, das gabs natürlich auch ;-))
Es gibt Zeitabschnitte mit Menschen, die irgendwann einfach vorbei sind. Menschen gehen andere Wege, leben in anderen Städten oder Ländern oder die Interessen verändern sich. Und dann bleibt manchmal nur noch die Erinnerung an gute, gemeinsame Zeiten, Gespräche und wertvolle Freundschaften, die aber nicht mehr da sind. Auch wenn das nicht immer toll ist, es ist auch ein Teil unserer globalisierten und schnelllebigen Welt….
Manchmal werde ich dann wieder wehmütig, wenn ich mich erinnere. Dann denke ich viel nach und das Erinnern tut auch gut. Aber es hält mich auch an vergangenem und gibt der Gegenwart nicht viel Raum.
Menschen verändern sich, das Leben verändert sich. Und da wo ich loslasse, habe ich dann auch mehr Platz in Herz und Hand für neue gute Dinge und neue Menschen…. Im Verstand sehr klar aber im Herzen so oft dann auch nicht.

Ich halte wieder ein neues Kleidungsstück in der Hand und denke, das wird jetzt auch meinem zweiten Kind nicht mehr passen. Ich schlucke! Wieder ein Abschied! Eine Phase geht vorbei. So schnell! Und dann wird das Ausmisten zur Zeitreise, zum Erinnern und zum Loslassen müssen in meiner kleinen Welt. Und dann merke ich, es hat mehr mit mir zu tun als ich es mir eingestehen will.
Das Gute loslassen in der Hoffnung, dass auch der neue Tag und die neue Phase Gutes in sich trägt – oder vielleicht noch besseres. Loslassen und wieder Raum schaffen für neues! Es kostet einfach viel Energie!

Aber ich bleib dran und kämpfe mich durch den Berg meiner Errungenschaften. Versuche nicht nach draussen zu schauen, denn der Himmel ist strahlend blau – bloss nicht drüber nachdenken, was ich jetzt stattdessen machen könntet. Halte durch! Lass dich hier oben einsperren, klapp die Tür hoch, raste aus und zerstöre die Hälfte der Sachen, die hier sind – aber WERD ENDLICH MAL FERTIG!

(…..)

Ich bin weit gekommen mit meinem Projekt „Dachboden“. Viele Dinge sind weg. Und doch liegt noch viel vor mir. So richtig fertig wird man wohl nie! Manches will ich auch nicht hergeben. Denn ich möchte mich von Zeit zu Zeit auf dem Dachboden verstecken und mich dann erinnern an vergangene Tage, an witzige Momente, an Dinge, die vorbei sind aber die mal dazu gehörten zu meiner Welt.
Dann will ich alte Hefte und Briefe durchwühlen und mich hinsetzen und mir selber sagen: Weisst du noch!
Und dann packe ich ein paar Anziehsachen der Kids aus und lache vielleicht, weil alles schon so lange her ist und trotzdem alles irgendwie seine Daseinsberechtigung hat in meinem Leben.
Und dann mischt sich in die Wehmut des Vergangenen vielleicht auch was Dankbarkeit für das Leben was ich habe.
Und neben dem, dass manche Sachen wirklich weggeworfen oder verschenkt werden müssen, will ich barmherziger werden mit mir und meinen Marotten. Und mich freuen, dass ich Dinge habe, die mir immer wieder helfen mich zu erinnern!