Mal wieder an der Krippe sitzen

Advent als Vorbereitung auf die Ankunft von Jesus in dieser Welt, erschien mir dieses Jahr eher wie ein zu schnell fahrender Zug, der mich an allen besinnlichen Vorweihnachtsmomenten vorbei jagte.
Ich wollte alles gut machen, Dinge in den Griff bekommen, gute Beziehungen pflegen, auf mich acht geben und mir Zeit nehmen. Und das am besten alles noch VOR Weihnachten. Denn dafür ist der Advent doch da. Zum langsam werden und inne halten. Staunen über das Licht, das in die Welt kommt, um diese Welt einmal mehr zu erlösen.

Jetzt am frühen Morgen des Heiligen Abend will ich bedauern und mich beklagen über mich und meine rastlosen Gedanken. Übers nicht geschafft haben und gescheitert sein an meinen doch so hohen Erwartungen.

Und doch setz ich mich stattdessen kurz zur Krippe und blicke in die Augen des Jesuskind. Da ist keine Verurteilung und kein Tadel, kein „hättest du doch“ und „ warum kannst du nicht anders sein“.

Auch wenn meine nie ruhen wollenden Gedanken das einfach nicht kapieren wollen, geht es an Weihnachten doch um einen Gott, der als kleines Kind in diese Welt kam. So schutzlos und so winzig. Und das war sein Plan – es gab keinen Plan B!
Fast schon lächerlich wirkt dies für einen Gott, der doch eine ganze Welt geschaffen hat. Und was tut er hier? Er schickt ein Baby, ein Kind das lernen muss, das abhängig ist von Fürsorge. Und doch hat dieses Kind die Welt so sehr aus den Angeln gehoben, dass ich gerettet bin für immer. Das macht doch keinen Sinn!!

…. Und Gott hatte einen Plan und sein Plan war gut!

In jedem Moment – auch dann, als es nicht danach aussah. Als jeder Plan sinnvoller erschien, als eine stinkige Geburt in einem abgeranzten Stall. Er hätte alles anders machen können. Königlicher, würdevoller. Schneller und perfekter! Hat er aber nicht. Er nutzt das menschliche, das unvollkommene, das lernende, das was wir einfach nicht verstehen können. Und das passte in seinen Plan. Nein- das WAR sein Plan 🤷‍♀️!

Und das macht mir Mut, an dieser Geschichte dran zu bleiben, auch wenn es definitiv nicht in mein Denken passt:

Gott ist nicht abhängig von meinen perfekten Vorbereitungen oder all den umgesetzten guten Vorsätzen. Er ist da als Vater, als Friedefürst und Retter. Er kommt klar mit meinen Zweifeln und meinen Nöten, mit verworrenen Zeitplänen und verbockten Beziehungen. Er hat offene Arme und sagt: Nimm Platz an meiner Krippe, sei Teil einer komischen Geschichte, die so keinen Sinn zu haben scheint. Er feiert mit mir Advent und Weihnachten in den Momenten, in denen ich mich am wenigsten würdig dafür empfinde. Denn er ist Gott, der diese Welt erschaffen hat. Er ist fähig mich zu retten. Trotz meiner Geschichte und meinen Rückschlägen. Er packt rein in meine einzigartig schräge Welt.

Bevor ich heute schlafen gehe, denke ich an Gott, wie er sich aufmachte, Menschen wie mich zu retten, aufzubauen und neu zu befähigen. An seiner Hand kann ich Dinge besser machen und Advent jeden Tag meines Lebens neu versuchen zu feiern. Ohne zu hoch gesetzte Ziele und überstrapazierten Perfektionismus- einfach als Kind an der Hand seines Vaters, stolpernd und kläglich und doch geliebt für immer!
Wenn ich dies mehr und mehr begreifen könnte, vielleicht würde ich dann öfter an der Krippe sitzen. Mit dankbarem Herzen. Dankbar, dass er mich gemeint hat, als er sagte:

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren… (Lukas 2,10)



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